Wien, 11.6.2019 – Ein Ende der Kinderarbeit im Kakaoanbau bis 2020: Zu diesem Ziel haben sich die Schokoladenkonzerne 2010 verpflichtet. „Ein halbes Jahr bevor die Frist abläuft, kann keiner der großen Schokoladehersteller garantieren, dass keine Kinderarbeit in ihren Produkten steckt“, stellen Gerhard Riess, Branchensekretär der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), und Stefan Grasgruber-Kerl von Südwind anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit am 12. Juni fest. „Die Unternehmen sind aufgefordert jetzt wirksame Maßnahmen zu setzen, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit nicht endgültig verspielen wollen.“
Rund 2 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und 17 Jahren arbeiten allein in Ghana und der Elfenbeinküste in der Kakaoproduktion, 40 Prozent waren 2013/14 zwischen fünf und elf Jahren alt. Diese Kinder leisten nicht nur schwere körperliche Arbeit, ein großer Teil davon ist auch gefährlich mit hoher Verletzungsgefahr. So schleppen sie zum Beispiel Säcke mit Kakaobohnen oder Wasser für die Behandlung mit Insektiziden und schlagen die Schoten mit Macheten auf. Viele dieser Tätigkeiten sind gemäß der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO/ILO) für unter 17-Jährige strengstens verboten. „Eine dauerhafte Abschaffung der Kinderarbeit kann nur durch bessere Einkommen für die Bauernfamilien erreicht werden“, erklärt Riess.
Bereits im Harkin-Engel-Protokoll von 2001 versprachen die Schokoladekonzerne gegen Kinderarbeit vorzugehen. „18 Jahre später müssen wir feststellen, dass Kinderarbeit noch immer gang und gäbe ist und sich die Lage der Kleinbäuerinnen und -bauern nicht ausreichend verbessert hat.“, beschreibt Grasgruber-Kerl die Situation weiter. KakaobäuerInnen in Westafrika verdienen oft weniger als zwei Euro pro Tag. Die Armut als Hauptursache für Kinderarbeit bleibt weiterbestehen. „Das beste Mittel gegen Kinderarbeit sind immer noch faire Preise und damit existenzsichernde Einkommen für die Erwachsenen“, stellt Grasgruber-Kerl von Südwind klar.
Gefordert im Kampf gegen Kinderarbeit sind vor allem die Schokoladekonzerne. „Als dominierende Marktteilnehmer haben sie sowohl die Macht als auch die Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Kakao- und Schokoladeproduktion zu sorgen“, fordern Riess und Grasgruber-Kerl. „Nach fast zwei Jahrzehnten voller Versprechen ist es längst überfällig, das Verbot der Kinderarbeit uneingeschränkt durchzusetzen.“
Tipps für KonsumentInnen:
- Unabhängig zertifizierte Schokolade kaufen: Nur bei Kakao mit Fairtrade Siegel bekommen die KakaobäuerInnen einen garantierten besseren Mindestpreis und eine Prämie, Kinderarbeit ist verboten. Die Bio-Zertifizierung hilft zusätzlich der Gesundheit der KleinbäuerInnen und KonsumentInnen sowie der Umwelt. Auch das UTZ-Siegel sichert Mindeststandards im Kakaoanbau.
- Teuer ist nicht unbedingt besser für das Gewissen: Der Verkaufspreis sagt nichts darüber aus, ob in der Produktionskette Kinderarbeit vorgekommen ist. Teure Schokolade ohne Zertifikat ist hier nicht besser als billigere.
- Verzicht ist keine Lösung, Nachfragen hilft: Keine Schokolade zu kaufen, hilft den KakaobäuerInnen nicht. Besser ist, bei den Herstellern nachzufragen und eine Herstellung ohne Kinderarbeit einzufordern.
Hintergrundbroschüre mit Siegel-Check
Rückfragehinweis:
Theresa Gral, Südwind Pressesprecherin, Tel.: +43 1 405 15 55 301, E-Mail: theresa.gral@suedwind.at