Innsbruck, 10.06.2023 – Die Diskussionen der Jurymitglieder gingen über mehrere Stunden, aber schlussendlich war die Entscheidung eindeutig: Der diesjährige Südwind-Filmpreis geht an den Film „Lobo e cão“ und die Regisseurin Cláudia Varejão.
Der Gewinnerfilm, der mit großer Offenheit sensible Themen wie Identität, Erwachsenwerden und die Entdeckung der eigenen Sexualität behandelt sowie intime Einblicke in die Lebenswelt der facettenreich gezeichneten Hauptfiguren ermöglicht, setzte sich am Ende eindeutig durch. Besonders faszinierend empfand die Jury die eindrucksvoll komponierten Bilder sowie die Bedeutungsebenen, die durch Ton und Musik parallel dazu im Film geschaffen werden.
Auch im Bewerb liefen die Filme „Desperté con und sueño“ von Pablo Solarz, „Nezouh“ von Soudade Kaadan und „Rooz-e sib“ von Mahmoud Ghaffari.
Die IFFI-Jugendjury, die seit 2001 im Rahmen des Internationalen Filmfestivals Innsbruck einen Preis vergibt, bestand heuer aus 14 Jugendlichen aus verschiedenen Tiroler Schulen und zwei Absolvent:innen des Freiwilligen Umweltjahres bzw. Zivildienstes. Die jungen Juror:innen hatten die Gelegenheit, sich bei einem Südwind-Workshop grundlegendes Wissen und Instrumente zur Analyse von Filmen und Filmsprache anzueignen. Zum vierzehnten Mal stiftet die entwicklungspolitische Organisation Südwind Tirol den mit 1.500 Euro dotierten und aus Spenden finanzierten Südwind-Filmpreis.
„Mit diesen Preis wollen wir unsere Wertschätzung für das Filmschaffen in oft vernachlässigten Ländern und Weltregionen und für ein Arthouse- Kino abseits des Mainstreams ausdrücken“, erklärte Adelheid Unterhofer, Vorsitzende von Südwind Tirol bei der Preisverleihung im Leokino.
Die IFFI-Jugendjury begründete die Wahl folgendermaßen:
Der Südwind-Preis 2023 der Jugendjury geht an einen Film, der mit großer Offenheit sensible Themen behandelt. Es geht um Identität, das Erwachsenwerden und die Entdeckung der Sexualität im Spannungsfeld von Familie, Tradition und Religion. Die facettenreich gezeichneten und vielschichtig dargestellten Hauptfiguren versuchen, sich in einer immer wieder komplizierten, oft aber auch schillernden und farbenprächtigen Welt zurechtzufinden. Die Kamera führt sie nahe an uns heran und gestattet uns einen intimen Blick in ihre Lebenswelten. Dabei ist der Wunsch, die Enge des eigenen Umfelds zu verlassen, dauernd gegenwärtig. Der Aufbruch, das Hinter-sich-Lassen von gesellschaftlichen Zwängen und Normen sowie das Finden einer eigenen Identität sind Themen, die hier allgegenwärtig sind und auf eine sensible, wenn auch für die Protagonist*innen immer wieder schmerzhafte Art und Weise verhandelt werden. Parallel zu den eindrucksvoll komponierten Bildern schaffen Ton und Musik oft weitere Bedeutungsebenen, die uns fasziniert haben. Wir freuen uns also, den Südwind Preis 2023 an Cláudia Varejão für ihren Film LOBO E CÃO vergeben zu dürfen.
LOBO E CÃO (WOLF AND DOG)
2022, Portugal, Cláudia Varejão
Die Azoren: Ein Naturparadies, das viele Tourist:innen anlockt. In Cláudia Varejãos Film sind sie jedoch die beengende Heimat für die zwei jungen Protagonist:innen Ana und Luis. Sie sind eng befreundet, eingebettet in eine fürsorgliche queere Community. Luis mit seinem offenen Auftreten bemüht sich, den Spagat zwischen seiner Welt und den Traditionen zu schaffen, und Ana entwickelt während des Besuchs einer Freundin ungekannte Gefühle. Zu sehen ist all das in wunderschön lebendig komponierten Bildern, die sich stark auf menschliche Körper und Gesichter konzentrieren.
Bildmaterial vom Gewinnerfilm und von der Preisverleihung finden sie
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Mehr Infos zum IFFI bzw. zu weiteren Wettbewerben und Siegerfilmen:
www.iffi.at
Für Rückfragen:
Caroline Sommeregger
Tel.: 0650 414 57 80
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