Fallbeispiel Bolivien
Tote Flüsse und Staublunge für Silber, Blei und Zinn
In der bolivianischen Region Oruro werden Silber, Zink, Blei und Zinn im sogenannten Kleinbergbau abgebaut. Wer sich dort umsieht, traut erst einmal seinen Augen nicht: Menschen, die für Hungerlöhne mit Spitzhacken in augenscheinlich maroden unterirdischen Stollen an den Wänden kratzen, schlecht ernährte Männer und Frauen, die ohne schützende Handschuhe mit Chemikalien Zinn aus Gesteinsresten herauswaschen.
Rund 90 Prozent der Bergarbeiter:innen sind nicht in den großen staatlichen und privaten Minen beschäftigt, sondern arbeiten als Tagelöhner:innen in „Cooperativas“. Ihr Verdienst richtet sich danach, wieviel Metall sie aus dem Gestein lösen können. Dieses verkaufen sie an Zwischenhändler.
Neben dem Risiko, kein Einkommen damit generieren zu können, tragen sie auch jenes der Gesundheitsschäden selbst: Neben Unglücken in den kaputten Stollensystemen ist die Silikose, die sogenannte Staublunge, eine weit verbreitete Erkrankung unter Bergarbeiter:innen. Auch für die Umwelt in Bolivien sind die Folgen erschreckend: Die Flüsse um Oruro sind praktisch tot, das Grundwasser ist vielerorts verseucht. Besonders hoch ist die Schwermetallbelastung.
Milliardengewinne für die Weltmeister im Verdunkeln
Der gesamte Rohstoffhandel wird kontrolliert von einigen riesigen Konzernen wie Glencore und Rio Tinto, die auch die Preise bestimmen. Allein Glencore macht mit dem Rohstoffgeschäft über 200 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr. Das Geschäft mit den Rohstoffen ist weitgehend intransparent, reale Materialflüsse und die Arbeitsbedingungen werden diskret verschleiert. Selbst Initiativen wie „Fairphone“, die sich Transparenz und möglichst faire Liefer- und Produktionsbedingungen zum Ziel gemacht haben, kommen beim Rohstoffhandel an ihre Grenzen.
Umso wichtiger ist, dass Großkunden Transparenz einfordern. Alleine die öffentliche Hand im EU-Raum kauft pro Jahr IT-Geräte im Wert von 50,3 Milliarden Euro ein. Für Österreich fordert Südwind, dass alle öffentlichen Institutionen und Körperschaften, die dem Vergaberecht unterliegen – wie Gemeinden, Schulen, Universitäten oder Krankenhäuser der Monitoring-Organisation „Electronics Watch“ beitreten. Diese tritt für Fairness auf allen Ebenen in der globalen Produktion von Elektronikgeräten ein und organisiert einen fairen Einkauf von diesen für öffentliche Auftraggeber.
Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft: Zeit für ein sozial-ökologisches Upgrade
Das Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe
Südwind setzt sich im Rahmen der AG Rohstoffe für eine ökologisch nachhaltige, demokratische, gerechte, entwicklungspolitisch kohärente und menschenrechtskonforme Rohstoffpolitik ein.