Kakao – Süße Bohnen, bitterer Nachgeschmack

Schokolade – egal ob in Tafel- oder Pralinenform, in Getränken oder in Keksen – gehört zu den beliebtesten Süßigkeiten. In Österreich naschen wir pro Jahr in etwa 8 kg Schokolade pro Person und liegen somit im weltweiten Spitzenfeld. Der süße Genuss hat jedoch einen bitteren Beigeschmack: Millionen von Kleinbäuer:innen produzieren den Kakao unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen.

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des weltweiten Kakaos werden in Westafrika, vor allem in der Elfenbeinküste und Ghana angebaut.

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der Kakaobohnen, die von österreichische Betriebe eingekauft werden, stammen aus Ghana und der Elfenbeinküste (Stand: 2019).

Tropenbaum mit globaler Nachfrage

Die Ursprünge des Kakaobaums liegen in den Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas, wo er schon seit Jahrhunderten kultiviert wird und an die Bedingungen der tropischen Wälder angepasst ist. Er benötigt ein Minimum von 1.000–2.500 mm Niederschlag – möglichst gleichmäßig über das Jahr verteilt. Er reagiert sehr empfindlich auf Trockenheit oder Dürreperioden, die durch die Klimakrise verstärkt in Westafrika auftreten.

Nach Europa kam der Kakao im 16. Jahrhundert durch spanische Kolonialist:innen. Der erhöhten Nachfrage wurde durch kolonialistische Interventionen und den Einsatz von Sklav:innen und Zwangsarbeit begegnet, zudem wurde die Kakaoproduktion in anderen außereuropäischen Ländern eingeführt. In Ghana und der Elfenbeinküste wird erst seit 1879 bzw. 1905 Kakao angebaut. Deswegen ist der Kakao dort ein klassisches „cash crop“, ein Abbauprodukt, das ausschließlich für den Export gedacht ist. Viele Menschen, die Kakao anbauen, haben noch nie Schokolade gegessen.

Kakaoanbau als Lebensgrundlage

Der Kakaoanbau ist für über 5,5 Millionen Bäuer:innen im globalen Süden die Haupteinnahmequelle und sichert zusätzlich den Lebensunterhalt von bis zu 14 Millionen Landarbeiter:innen und deren Familien.

Der Anbau und die Produktion von Kakaoproduktion ist geprägt von intensiver Handarbeit und heutzutage kaum noch rentabel.

Nach der Ernte, werden die Schoten mit einer Machete aufgeschlagen, die Kakaobohnen vom Fruchtfleisch getrennt ,fermentiert und abschließend entweder in der Sonne oder in gewöhnlichen Holzöfen getrocknet.

Laut einer von Fairtrade beauftragten Studie verdient eine Kakaobauernfamilie in Ghana mit etwa vier Hektar Anbaufläche und sechs Familienmitgliedern 191 US-Dollar im Monat. Für ein existenzsicherndes Einkommen, das Grundbedürfnisse und Anbaukosten abdeckt, müsste es fast doppelt so viel, nämlich 395 US-Dollar sein. In der Elfenbeinküste müssten sich die Einkünfte sogar verdreifachen.

Pestizide, Abholzung von Wäldern und Klimawandel

In Westafrika wird Kakao hauptsächlich als Monokultur angebaut, Schädlinge und Krankheiten können sich deswegen schnell ausbreiten. Daher kommt es auf vielen Kakaofarmen zum Einsatz von Pestiziden. Zwischen 2014 und 2019 ist der Pestizideinsatz in der Elfenbeinküste und Ghana um 20 % angestiegen, zu dieser Einschätzung kommt eine Studie aus dem Jahr 2020, 77 % der Kakaobauernfamilien verwenden Pestizide im Kakaoanbau.

Die große Mehrheit der im Kakaoanbau eingesetzten Wirkstoffe wird vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) als hochgefährlich eingestuft. In der Europäischen Union sind viele davon aufgrund der umweltschädlichen bzw. gesundheitlichen Auswirkungen nicht oder nicht mehr zugelassen.

Der Pestizideinsatz hat schwerwiegende Folgen für Gesundheit und Umwelt. Kakaobäuer:innen sind den Wirkstoffen oft ohne Schutzkleidung ausgesetzt. In einer Studie von ghanaischen und europäischen Wissenschafter:innen berichten 100 % der Befragten über Kopfschmerzen, Brennen in den Augen und Hautausschlägen nach der Anwendung von Pesiziden.

Der Anbau von Kakao ist ein wesentlicher Treiber für die Abholzung von Wäldern – weltweit, aber vor allem in Westafrika: In den letzten Jahren hat Ghana 65 % seiner Wälder verloren, in der Elfenbeinküste sind es 90 %. In beiden Ländern sind die größten Verluste in Kakaoanbaugebieten. Neben dem Verlust von Artenvielfalt wird auch Menschen der Lebensraum genommen. Wälder bieten Ressourcen wie Nahrung, Medizin, Konstruktionsmaterialien oder Brennstoff. Die Gefahr von tödlichen Krankheitserregern wird durch Entwaldung stark begünstigt. Nicht zu vergessen ist natürlich die große Rolle, die Wälder bei der Bekämpfung der Klimakrise spielen.

Armut, Kinderarbeit, Kindersklaverei

Allein in der Elfenbeinküste und in Ghana arbeiten laut einer Studie der US-amerikanischen Chicago University rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Verhältnissen auf Kakaofarmen, die laut den Richtlinien 182 und 138 der ILO (Internationalen Arbeitsorganisation/Sonderorganisation der Vereinten Nationen) verboten sind. Dazu zählen Tätigkeiten wie die Arbeit mit gefährlichen Werkzeugen, zum Beispiel Macheten, das Tragen von schweren Kakaosäcken sowie das Versprühen von giftigen Pestiziden.

10.000 Kinder sind im Kakaoanbau in Westafrika von Zwangsarbeit, Kinderhandel und -sklaverei betroffen. Viele dieser Kinder werden aus den Nachbarländern Mali und Burkina Faso in die Elfenbeinküste verschleppt und dort zur Arbeit auf Kakaoplantagen gezwungen.

Grund sind die niedrigen Einkünfte im Kakaoanbau, die oft nicht für die Einstellung regulärer Arbeitskräfte ausreichen. Daher wird in vielen Fällen auf Kinderarbeit zurückgegriffen. Die Corona-Pandemie hat die Situation verschlechtert: während Lebensmittelpreise stiegen, sank der Weltmarktpreis für Kakao und Schulen wurden geschlossen. So nahm die Kinderarbeit in der Elfenbeinküste während der Corona-Krise um 20% zu.

Die Wertschöfungskette: Wer profitiert und wer verliert?

Die Wertschöpfungskette von Schokolade ist komplex, undurchsichtig und geprägt von einem massiven Markt-Ungleichgewicht zu Lasten der Kleinbäuerinnen und -bauern aus dem Globalen Süden. Der hochkompetitive Kakao- und Schokoladenmarkt wird zudem von wenigen großen Konzernen dominiert und es ist eine enorme Marktkonzentration feststellbar.

Während die Konzerne um Marktanteile und höhere Profite ringen, erhalten Millionen von Kakaoproduzent:innen einen immer kleineren Gewinn-Anteil. Nur 6,6% der Wertschöpfung einer Schokoladentafel verbleiben bei den produzierenden Bäuerinnen und Bauern. Im Gegensatz dazu landen 87% in den Taschen von Kakaokonzernen, Schokoladenherstellern und Supermärkten.

Die sechs größten Hersteller von Schokolade – Mars (USA), Ferrero (Luxemburg/Italien), Mondelez (USA), Meji (Japan), Hersehy (USA) und Nestlé (Schweiz) – sind für 52% des weltweiten Umsatzes verantwortlich. Vermahlung und Handel mit Kakao werden ebenfalls dominiert von den sechs Großkonzernen. Barry Callebaut, Olam, Cargill, Ecom, Sucden und Touton. Auch bei den Supermärkten kontrollieren einige wenige die internationalen Märkte. In Österreich beherrschen die drei Handelsketten Spar, Rewe Gruppe (Billa, Billa Plus, etc.) sowie Hofer ca. 85% des Marktes. Demgegenüber stehen Millionen von Kleinbäuer:innen, die Kakao anbauen, aber fast keinen Einfluss auf die Preisgestaltung haben.

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