Soja-Anbau: Landfresser und Waldzerstörer

Die Sojaproduktion ist in den letzten 50 Jahren um das Dreizehnfache gestiegen. Dass die Anbauflächen immer mehr Land verschlingen, hat große ökologische und soziale Folgen: Wald- und Savannengebiete, und damit ganze Ökosysteme, werden zerstört, und Lebensgrundlagen sowie die Gesundheit der lokalen Bevölkerung werden massiv gefährdet. Vor allem indigene Gemeinschaften sind von Menschenrechtsverletzungen wie Vertreibung und Zwangsräumungen betroffen. Dabei essen wir kaum etwas von dem Soja, das wir anbauen selbst: Über drei Viertel des weltweit angebauten Sojas dienen als Futtermittel für Nutztiere wie Geflügel und Schweine, während nur rund sieben Prozent des Sojas für direkte menschliche Ernährung, etwa durch Tofu oder Sojamilch, genutzt werden. Dass sich die globale Fleischproduktion in den letzten 50 Jahren verdreifacht hat, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der explosionsartigen Ausweitung der Soja-Anbauflächen.

Der Großteil des Sojas – mehr als zwei Drittel – wird in Brasilien und den USA angebaut. Der drittgrößte Produzent ist Argentinien. Zu den größten Importeuren von Soja gehören die Europäische Union (EU) und China. Während in der EU nur 0,5 Millionen Hektar Soja produziert wird, liegt der Sojaverbrauch der EU bei insgesamt 16,5 Millionen Hektar. Auch Österreich importiert Soja – im Jahr 2017 waren es 734.000 Tonnen. 

Seit der COVID-Pandemie mit einem rasanten Wachstum des Online-Handels und der Take away-Kulinarik ist diese Tendenz nochmals gestiegen. Gestillt wird der Hunger nach Zellstoff durch gigantische Monokulturen schnell wachsender Baumarten wie Eukalyptus, etwa in Brasilien. Dort fressen die Plantagen immer mehr Fläche, einheimische Kleinbäuer:innen werden vertrieben und der Lebensraum zerstört – eine soziale und ökologische Katastrophe. 

Früher kam der Zellstoff für unser Papier fast ausschließlich aus Skandinavien, doch die Wälder dort sind längst übernutzt. Heute ist Brasilien ein wichtiges Zellstoff- Erzeugerland. Die Anbaumenge hat sich dort in den letzten 20 Jahren verdreifacht.

  Für ein gerechtes Ernährungssystem!

Mit Ihrer Hilfe setzen wir ein Zeichen für verantwortungsvollen Konsum.

Der Sojaanbau ist Hauptursache für Waldzerstörung

Allein innerhalb der letzten 20 Jahre haben sich die Sojaflächen in Südamerika mehr als verdoppelt – von 26 Millionen Hektar auf 55 Millionen Hektar – eine Fläche so groß wie ganz Spanien.

Das ging vor allem auf Kosten von Ökosystemen wie Regenwäldern, Savannen und Grasländern. In Südamerika ist vor allem das größte tropische Savannengebiet des Cerrado betroffen – jährlich wird dort für den Sojaanbau eine Fläche in der Größe der Stadt New Yorks zerstört. Soja gehört auch zu den Hauptursachen für globale Entwaldung – neben Palmöl und Rinderhaltung.  Zwar weisen einige Forscher:innen darauf hin, dass die durch Soja direkt verursachte Entwaldung in den letzten Jahren nur leicht angestiegen ist , aber die Forschung ist sich einig, dass es einen ganzheitlichen Ansatz braucht, um eindeutig zu bestimmen, welche Rohstoffe zu Entwaldung führen. Denn oft sind indirekte Effekte im Spiel: Zum Beispiel verdrängen Sojaflächen Rinderweiden. Um neue Flächen für die Rinder zu gewinnen, werden in Folge weitere Wälder abgeholzt. Diese Dynamik ist für Brasilien gut belegt. Darüber hinaus werden nicht nur Regenwälder durch die Ausweitung von Sojaanbauflächen zerstört. ZumBeispiel werden ebenso die Trockenwälder des Gran Chaco, eine Region die sich über Nordargentinien, Westparaguay bis in den Süden Boliviens erstreckt, vom Sojaanbau bedroht.

Der Verlust der Wälder befeuert wiederum die Klimakrise. Denn dadurch werden große Kohlenstoffmengen frei, die zuvor in den Bäumen und im Boden gespeichert waren. Forscher:innen schätzen die Emissionen, die durch Entwaldung in Mittel- und Südamerika entstehen auf 1,2 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr. Allein in Brasilien sind 72 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr direkt auf Soja und Palmöl zurückzuführen. Das ist beinahe so viel wie Österreichs Gesamtemissionen aus dem Jahr 2020.

Was können wir tun?

Als EU-Bürger:innen haben wir eine große Verantwortung, Konzerne zur Rechenschaft zu ziehen, die auf Kosten von Menschen und Natur Profite steigern. Wir sollten uns für Gesetze einsetzen, die diese Ausbeutung für billiges Sojafuttermittel beenden. Das ökologische und soziale Ungleichgewicht in Ländern des Globalen Südens hängt von Produktions- und Konsummustern des Globalen Nordens ab, wie beispielsweise Österreich. Unsere Handlungsmöglichkeiten umfassen die Unterstützung strenger Gesetze, die Unternehmen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz verpflichten, die Reduzierung des Konsums tierischer Produkte und verarbeiteter Lebensmittel sowie die Förderung solidarischer Landwirtschaften. Es ist wichtig, das Bewusstsein für diese Probleme zu schärfen und unser Konsumverhalten entsprechend anzupassen.

 

Was SÜDWIND jetzt tut:

Die neue EU-Entwaldungsverordnung verpflichtet Unternehmen nachzuweisen, dass bestimmte Produkte, die sie auf den EU-Markt bringen wollen, während der Erzeugung weder Waldzerstörung noch Menschenrechtsverletzungen verursacht haben. Können sie das nicht, dürfen sie die Produkte nicht importieren. Zu diesen Produkten und Rohstoffen zählen Palmöl, Soja, Rindfleisch und Leder, Holz, Kakao, Kaffee und Kautschuk. Diese Verordnung ist ein wichtiger Schritt, um die Verantwortung der Unternehmen für ihre Lieferketten einzufordern. Deswegen hat sich Südwind für eine starke Entwaldungsverordnung eingesetzt. Nun gilt es darüber hinaus, einen umfassenden Schutz von Umwelt und Menschenrechten in allen Lieferketten zu erreichen – auch dafür wird sich Südwind gemeinsam mit der Zivilgesellschaft stark machen.