Wie aus Wohlstandsmüll Verbrechen wird
Alle zwei Jahre ein neues Smartphone, Tablets schon für die Jüngsten, neue IT-Ausstattung für die Firma und dazu noch der Kühlschrank, die Bohrmaschine, das lustige Kinderspielzeug – der Hunger nach elektronischen Geräten wächst ins Unermessliche. Was wir oft nicht bedenken: Die Menge an schwer recyclebarem und giftigem Elektroschrott wächst genauso schnell.
Illegale Exporte, wachsende Müllberge
Unglaubliche 50 Millionen Tonnen Geräte werden weltweit jedes Jahr weggeworfen. In Europa so viele pro Nase wie sonst kaum wo. Wer darauf vertraut, dass der ganze Elektroschrott schon irgendwie sachgerecht entsorgt und verwertet wird, irrt gewaltig. Ein großer Teil davon wird illegal und falsch deklariert aus der EU exportiert, weil das mitunter ein besseres Geschäft ist als fachgerechtes Recycling. Der hochgiftige Müll landet dann in Ländern des Südens, wie etwa Ghana. Immer noch verseucht er dort das Land, immer noch verbrennen hier Jugendliche und sogar Kinder auf wilden „Schrottplätzen“ die ausgedienten Altgeräte aus Europa, um an verwertbares Material zu kommen, was ein paar Cent bringt – und viele bezahlen mit ihrer Gesundheit.
Laut Basler Konvention von 1989, unterzeichnet von den meisten OECD-Staaten, dürfen gefährliche Abfälle – wie etwa giftiger Elektromüll – nicht in Entwicklungsländer exportiert werden. Denn dort gibt es keinerlei Infrastruktur für eine sachgerechte Entsorgung. Dennoch werden jedes Jahr 400.000 Tonnen Elektronikschrott illegal – deklariert als „Gebrauchtgüter“ – aus der EU exportiert! Und die Pandemie hat die Situation noch verschärft: Nie wurden so viele neue Geräte angeschafft – für Home Office, für Home Schooling – und alte weggeworfen.
Südwind beobachtet die Situation in Ghana seit Jahren
Immer noch zerlegen dort Menschen, darunter Kinder und Jugendliche, auf informellen Müllhalden mit bloßen Händen und ohne Schutzkleidung Elektroschrott. Sie zertrümmern mit Steinen die Gehäuse und verbrennen die Kabel, um an Kupfer zu gelangen. Die Folge sind Schnitt- und Brandverletzungen, Atemprobleme und Kopfschmerzen von den giftigen Dämpfen. Viele der Chemikalien sind krebserregend und reichern sich im Körper an. Umwelt und Grundwasser werden nachhaltig verschmutzt.
Der Elektroschrott-Müllberg wächst dreimal so schnell wie jener mit „normalem“ Müll. Das ist auch eine Folge unserer Wirtschaft: Hersteller und Händler versuchen immer mehr Geräte mit immer kürzerer Lebensdauer zu verkaufen. IT-Geräte benötigen in immer kürzeren Abständen Updates und immer mehr Speicherplatz, Komponenten werden verklebt statt verschraubt – Reparatur ausgeschlossen. Damit muss Schluss sein – auch für den Klimaschutz! Denn die Produktion von IT-Geräten setzt massiv CO2-Emmisionen frei.
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