Wien, 10. Oktober 2022: Klimakrise, Corona-Pandemie, weltweit zunehmende globale Ungleichheit, Ukraine-Krieg und Inflation – bis Jahresende könnten rund 860 Millionen Menschen in extremer Armut leben. Gleichzeitig haben die Superreichen von den Krisen profitiert, ihr Vermögen stieg um gut 40 Prozent. Die Menschenrechtsorganisation Südwind macht zum Welternährungstag am 16. Oktober um zum Internationalen Tag für die Beseitigung von Armut am 17. Oktober auf diese verheerende globale Situation aufmerksam. „Es ist das Gebot der Stunde, den multiplen Krisen in Ländern des Globalen Südens vorzubeugen, sie einzudämmen und zu bewältigen. Wir müssen verhindern, dass diese Länder politisch, wirtschaftlich und sozial weiter destabilisiert werden. Die Bundesregierung ist dringend gefordert, dies in ihrem Budget für 2023 zu berücksichtigen“, sagt Südwind-Geschäftsführer Konrad Rehling.
Im Regierungsprogramm wurde festgelegt, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für öffentliche Entwicklungshilfeleistungen zur Verfügung zu stellen. Österreich hat dieses bereits im Jahr 1970 international vereinbarte Ziel stets weit verfehlt und laut OECD auch im Jahr 2021 nur 0,31 Prozent seines BNE für Entwicklungshilfe bereitgestellt. Südwind fordert daher eine dringende Aufstockung der Mittel, um der Verantwortung in Zeiten von globalen Krisen nachzukommen. Als extrem arm gilt, wer weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat. Vor allem Menschen in Südasien und Subsahara-Afrika sind betroffen. „Für Menschen in Ländern des Globalen Südens, die bereits extrem arm sind, ergeben die multiplen Krisen eine lebensbedrohliche Spirale: Sie vergrößern Ungleichheiten, treiben Menschen noch weiter in Armut und verschlechtern ihre Lebensbedingungen dramatisch“, sagt Konrad Rehling.
Zwtl.: Multiple Krisenherde – Österreichs Bundesregierung ist jetzt dringend gefordert
Die Klimakrise ist ein zusätzlicher Brandbeschleuniger: Ein Drittel der Weltbevölkerung lebt aktuell von der Landwirtschaft. Bei einer Erderhitzung von 2° C könnten Ernteausfälle weitere 189 Millionen Menschen in den Hunger treiben, bei 4° C sogar 1,8 Milliarden. Auch der Ukraine-Krieg vergrößert Ungleichheiten und Hunger, treibt Menschen weiter in Armut und verschlechtert ihre Lebensbedingungen. In Äthiopien, wo ausbleibende Regenzeiten die schlimmste Dürre seit 40 Jahren verursacht haben, bleiben auch Getreidelieferungen infolge des Krieges aus, weshalb Lebensmittelpreise zusätzlich explodieren. „Stabilität in der Welt ist im Interesse aller. Deshalb ersuchen wir die österreichische Bundesregierung dringend, ihre öffentlichen Entwicklungshilfeleistungen zu erhöhen. Zusätzlich zu einem höheren Budget für Humanitäre Hilfe, die Menschen in Krisen und bei Katastrophen lebensnotwendige Hilfe bietet, ist jetzt auch eine substanzielle Erhöhung der Mittel für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit notwendig. Wir ersuchen die Bundesregierung, mehr internationale Verantwortung zu übernehmen und dazu beizutragen, die lebensbedrohliche Krisenspirale zu stoppen. Damit nicht mehr fast 50 Millionen Menschen an der Kippe zum Hungertod stehen“, so Rehling.
Rückfragehinweis:
Südwind Verein für Entwicklungspolitik und globale Gerechtigkeit
Silvia Haselhuhn, M.A.
Pressesprecherin
Mob.: 0680 15 830 16